Sehr viele Blütenköpfe der Compositae zeichnen sich durch gelbe, an ihrem Ende zerschlitzte Zungenblüten aus, wie man sie auch vom Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale) kennt.
Bei diesen zerschlitzten Zungen, die in der Gattung Hieracium besonders deutlich hervortreten, handelt es sich in Wirklichkeit um die verwachsenen Kronblätter von Einzelblüten [-> Jean-Denis Godet: Pflanzen Europas. 1991.].
Die hier beschriebenen Habichtskräuter (Untergattung Hieracium) sind Stauden mit entweder nur lockerer oder fehlender Grundrosette, deren Stängel sich erst in einem Blütenstand aus Korbblüten verzweigt. Offenbar treiben sie alljährlich aus einem Speicherrhizom neu aus.
Die im Rheinland ebenso wie in ganz Deutschland häufigsten Habichtskräuter sind neben dem Kleinen Habichtskraut (Hieracium pilosella), das hier nicht berücksichtigt werden kann, Hieracium sylvaticum, lachenalii, laevigatum, sabaudum und umbellatum. Am Niederrhein fehlen diese Arten allerdings oder sind selten.
Habichtskräuter sind offenbar an nicht regelmäßig gestörte Standorte und Biotope angepasst, also an Krautsäume, Wiesen und Wälder. Daher stellen sie als Unkraut kein Problem dar.
Waldgebiet Frohnheller Berg. © STH, 3.6.2011.
Das oben abgebildete Wald-Habichtskraut (Hieracium sylvaticum [= murorum]) bleibt relativ klein (< 60 cm) und bildet sein Laub vorwiegend basal. Die kurz gestielten, wenig behaarten Blätter sind eiförmig und an ihrer Basis eingeschnitten bis lappig gezähnt. - Sowohl am Niederrhein als auch im gesamten nordwestdeutschen Tiefland fehlend oder selten.
Waldgebiet Mönchsheide. © STH, 17.7.2013.
Eine lockere basale Blattrosette bildet auch das Gewöhnliche Habichtskraut (H. lachenalii). Die gestielten Stängelblätter haben paarige, deutlich abgesetzte Zähne.
Keine Grundrosette bildet das starkwüchsige Savoyer Habichtskraut (Hieracium sabaudum). Diese Art ist ausgestattet mit großen, lanzettlichen, sitzenden bis stängelumfassenden Blättern mit ungleichen, aber rel. kleinen Blattzähnen. Die Pflanze fehlt sowohl im nordwestdeutschen Tiefland als auch im Gebirge.
Zu letzterem Typ scheint die abgebildete Population zu passen. Von den Habichtskräutern soll es aber infolge Bastardierung und ungeschlechtlicher Reproduktion durch Apomixis sehr viele Klein- oder Zwischenarten geben.
Auch das Glatte Habichtskraut (H. laevigatum) hat keine Grundrosette. Seine weitständigen, nahezu unbehaarten, großen, lanzettlichen Stängelblätter haben wenige, aber fiederteilig verlängerte, paarige Blattzähne. Sie zeichnen sich außerdem durch ihre ausgezogene Blattbasis bzw. einen geflügelten Stiel aus.
Waldgebiet Mönchsheide. © STH, 17.7.2013.
Von diesem Kreis dem Savoyer Habichtskraut sehr ähnlicher Arten unterscheidet sich ein anderer Typ auf folgende Weise:
Beim Dolden-Habichtskraut (H. umbellatum) ohne Grundrosette und mit schmallanzettlichem, oft eingerolltem Laub ohne deutliche Blattzähne gehen die Blütenköpfe zu mehreren von einem Stängelpunkt aus (z.T. in mehreren Etagen), während bei den übrigen hier beschriebenen Arten die Blütenköpfe jeweils von eigenen Verzweigungen des Stängels ausgehen.
Von den beschriebenen Arten der Untergattung Hieracium unterscheidet sich die Untergattung Pilosella durch i.A. kleinwüchsige, stark behaarte, Ausläufer treibende Arten mit Grundrosette.